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Rezension FADENKREUZE in klassik.com

Die Zeit Nr. 26 2003

Print Berichte

FONOFORUM Oktober 10/2001

Bruckners Erbe

Es gibt ja einige Komponisten, die sich den Strömungen ihrer Zeit widersetzen, aber die Konsequenz und den Eigensinn eines Martin Scherber ( 1907-1974) erreichen dabei nur wenige. Seiner dritten Sinfonie, entstanden zwischen 1952 und 1955, ist ihr historischer Kontext in keiner Weise anzumerken. Im Textheft wird der Vergleich mit Bruckner gezogen. Das stimmt insofern, als auch der in NÜrnberg geborene Scherber groß angelegte Orchester-Tableaus malt und dräuende, bohrende Themen schätzt. Auf der anderen Seite fehlt das· was Bruckners Musik so verstörend erscheinen lässt: die unvermuteten Registerwechsel, die merkwÜrdigen Verwerfungen zwischen Wiener Charme und kantiger UrwÜchsigkeit. Scherbers einsätzige Sinfonie folgt einer anderen Logik. Sie entfaltet sich aus kleinsten motivisch-thematischen Einheiten und enthält kaum BrÜche oder WidersprÜche, an denen man sich reiben könnte. Scherbers Dritte bildet ein organisches Ganzes, ein Ge bilde, das allmählich - und angelehnt an die ~ klassische Folge von Satzcharakteren-von einem Aggregatzustand in den nächsten , wechselt, ohne dass man ein einziges Mal Irritation verspÜrte. Im Vergleich mit Bruckner erscheint der Epigone weit weniger modern. Es verwundert kaum, dass Scherber die Quellen seiner Musik in einer Art naturreligiöser Weltanschauung fand, die der Anthroposophie offenbar nicht fern steht. Wie er mit knappem thematischen Material liebevoll und ausdauernd arbeitet, Farbwechsel und weitläufige Steigerungen inszeniert, ist allerdings schön anzuhören. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz nimmt diese Musik unter der Leitung von Elmar Lampson sehr ernst, ohne sie mit zu viel Brillanz zu Überfrachten.
Burkhard Wetekam
Interpretation ****
Klang ***


Scherber;Sinfonie Nr.3 h-Moll;
Staatsphilharmionie Rheinland-Pfalz, Elmar Lampson (1999)
col legno/harmonia mundi CD 20078 (53,44")


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Klassik heute 11/2001

: Sinfonie Nr 3 H-Moll Staatsphilharmonie RheinlandPfalz,
Elmar Lampson col legno CD 20078 (1999)
Vertrieb: harmonia mundi


Beethoven und Bruckner einerseits, Goethe andererseits als geistige Paten zu beschwören, wie es der Booklet-Text zu der 1952-55 "durch den NÜrnberger Komponisten Martin Scherber entstandenen" einsätzigen Sinfonie tut, stellt fÜr ein Werk eine nur schwer einzulösende Hypothek dar. In diesem fast einstÜndigen kolossalen Satz jedenfalls tritt die Metamorphose auf der Stelle. Bruckners geniales Wissen um Kontraste und Ergänzung in Harmonik und Bewegung hat sich trotz aller Meditation nicht offenbart. Zu hartnäckig klebt die Musik an ostinaten Figuren und Orgelpunkten, und wenn sich darÜber Chromatische Klangwogen angestrengt auftÜrmen, findet man sich nach deren Abebben doch wieder am gleichen Punkt. Wirkliche Ent­wicklung hat nicht stattgefunden. Eine Musik, in der sich mancher wohlig einrichten mag, nicht unsympathisch, aber wenig ökonomisch im Einsatz der Mittel und von einer nicht zu Überhörenden Langatmigkeit. Auch der engagierte Einsatz des Orchesters unter Elmar Lampson kann nicht glaubhaft, machen, daß es sich hier um die krönende FortfÜhrung der durch die eingangs genannten Vorläufer geprägten sinfonischen Entwicklung handeln soll.
Peter T. Köster


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FonoForum, Dezember 1999 (Rezension der CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Cluster und Volkslied


Der 1952 in Koblenz geborene Elmar Lampson ist gleichermaßen als Dirigent wie als Komponist aktiv. Die jetzt erschienene Portrait-CD bringt zwei großformatige sinfonisch-konzertane Werke, die Einblick in seinen Personalstil geben. Die zweisätzige Sinfonie "Das Traumlied des Olaf Åsteson" wurde von einer norwegischen Volksdichtung inspiriert. Der erste, relativ statische Satz lebt vom Changieren zwischen tonalen melodischen Figuren, die an skandinavische Volksmusik erinnern, und dissonanten Clusterbildungen. Massive Klangattacken werden immer wieder von liedartigen Wendungen unterbrochen. Auch der bewegtere zweite Satz arbeitet mit Kontrasten dieser Art, insbesondere im Epilog, in dem Lampson auch mit vierteltönigen Elementen operiert. Eine sehr atmosphärische Musik, deren Reiz sich vor allem aus dem Gegensatz der verschiedenen klanglichen Ebenen herleitet. Die Musik fÜr Klavier, Schlaginstrumente und Streicher versucht einen BrÜckenschlag zwischen europäischer und außereuropäischer Musik, was sich schon in der Wahl der Instrumente widerspiegelt. Das fast meditative Werk hinterläßt einen eher zwiespältigen Eindruck. Es fehlt die Konzentration auf griffige Elemente, wodurch der Satz eher zerfasert wirkt. Den Interpreten ist darob kein Vorwurf zu machen. Die Solisten sind mit ebenso viel Engagement dabei wie die Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz unter der Leitung des Komponisten.

Martin Demmler

Interpretation: H H H H
Klang: H H H


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Neue Zeitschrift fÜr Musik, November/Dezember 1999 (Rezension der CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Elmar Lampson ist MitbegrÜnder des Hamburger Musikfestes «Hörwelten» und Leiter der Hamburger Orchester-Akademie, unterrichtet «Phänomenologie der Musik» an der Hochschule Witten/Herdecke und «Ensemble-Leitung Neue Musik» an der Hochschule fÜr Musik und Theater in Hamburg. Kaum hörbar beginnt auf seiner eingespielten CD das Traumlied des Olaf Åsteson. Der erste Satz fÜr Streichorchester, Soloflöte, Klavier und Pauke folgt den Stimmungswechseln der norwegischen Volkssage, die von Åstesons Nachtreisen durch das Totenreich erzählt. Der zweite Satz mÜndet im Versuch, Naturstimmung (die reine Quart) und Stimmung der Natur in Einklang zu bringen. Der erste Satz hält sich im labilen Gleichgewicht von Klangfleck und Terzmelodik, der zweite pendelt zwischen tonalem Motivzusammenhang und atonaler Bruchlandschaft. Die Musik fÜr Klavier, Schlaginstrumente und Streichorchester verbindet zwei gegenläufige Zeitgestalten (zielgerichtet - zyklisch gekrÜmmt) mit zwei Ebenen des Klingens: Ein Abglanz romantischer Sinfonik (Klavier, Streicher) trifft auf Impulse außereuropäischer Herkunft (Gongs, Tamtams, Trommeln, Pauken). Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz folgt den stellenweise okkult anmutenden Klangvisionen Lampsons mit Hochspannung.

Lutz Lesle

BEWERTUNGEN: m4 t4 r3 b3 g4
(m musikalische wertung, t technische wertung, r repertoirewert r, b booklet, g gesamtwertung)


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Das Orchester, Mai 1999 (Rezension der CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Die Sinfonie hat eine lange Gattungsgeschichte hinter sich: vom bescheidenen Anfang des neutralen "KlangstÜcks" und der bloßen Opern-Einleitung stieg sie im 19. Jahrhundert auf zur herrschenden Gattung der Instrumentalmusik mit geradezu metaphysischem Anspruch. Im 20. Jahrhundert wird die Bezeichnung "Sinfonie" wieder weit unverbindlicher gebraucht und sogar gelegentlich als bloßes Etikett, das eine Komposition anderer funktionaler Provenienz nachträglich erhält. Wenn Sergej Prokofieff aus Teilen seiner Oper Der feurige Engel seine dritte Sinfonie gewann oder Vaughan Williams gar ursprÜngliche Filmmusik zur Sinfonia antarctica modelte, durfte bei beiden insgeheim die Strategie dahinter gestanden haben, ihre Musik am immer noch hohen Rang des Begriffs "Sinfonie" partizipieren zu lassen.
Vielleicht ist es die gleiche Strategie, die die Entstehung der zweiteiligen symPHONIE von 1990/92 des Komponisten und Dirigenten Elmar Lampson befördert hat. Denn ihr erster Satz geht auf eine Musik zur norwegischen Volksdichtung Das Traumlied des Olaf Asteson zurÜck, die eine Reise durch das Totenreich schildert. Als "labiles Gleichgewicht" zwischen Klangclustern und einfach tonalen Motiven stellt sich diese quasi-szenische Musik dar; idyllisch in minimalistischen Patterns von Streichern und Soloflöte, gefährdet zugleich durch rhythmische Energien, die sich in einem leisen Grundpuls der Pauke andeuten und bald bedrohlich eskalieren. Der unabhängig entstandene zweite Satz, im Gegensatz zum ersten fÜr großes Orchester gesetzt, beginnt im Diffusen, spitzt sich ebenfalls katastrophisch zu und verebbt dann abrupt in sparsam ausgehörten Naturtongesten.
Auf der gleichen CD findet sich Lampsons 1995/96 entstandene Musik fÜr Klavier, Schlaginstrumente und Streicher. Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, auch hier unter Leitung des Komponisten, und die Solisten Ulrike Bauer-Wirth (Klavier), Michael Kiedaisch und Markus Hauke (Schlagzeug) gestalten diese Komposition als großen Spannungsbogen, der von der Ruhe aus Über eine große Steigerung zur Ruhe zurÜckfÜhrt, von wenigen Tonpunkten aus die Klangmassen verdichtet und wieder rÜckläufig auflöst. Faszinierend ist dabei die Begegnung zwischen klassisch-romantischem Sinfonieorchester westlicher Prägung und dem Klang der Perkussionsinstrumente teils außereuropäischer Herkunft, die vor allem in den ruhigen Rahmenteilen eine atmosphärisch dichte Aura still stehenden Zeit erzeugen.
Gerhard Dietel


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Scala, September 1999 (Kommentar zur CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Wohlgemerkt: Die Musik von Elmar Lampson (Jg. 1952) ist nicht Übermäßig kopflastig. Zum Verständnis ihrer Feinstruktur verlangt sie trotzdem hohe Aufmerksamkeit und verweigert sich der reinen Konsumhaltung. Lampson ignoriert in seiner Symphonie weitgehend den Formbegriff und wendet statt dessen eine große Bandbreite musikalischer Stilmittel an, die von tonaler Statik bis zu irrwitzig lauter, atonaler Zerrissenheit reichen. Die Musik fÜr Klavier, Schlagzeug und Orchester ist ein symmetrisch aufgebautes, dreisätziges Werk, das vor allem von seinen unterschiedlichen Klangfarben lebt. Eine hörenswerte Produktion.
Wolf-Christian Fink

Musik: gut
Klang: sehr gut


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Libération, 20./21.03.1999 (Besprechung der CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Elmar Lampson, geboren 1952, hat nicht nur viel Musik gehört, sondern er reflektiert sie auch, so lehrt er zum Beispiel an der Universität Witten/Herdecke das Fach "Phänomenologie der Musik". An keinem benennbaren Ort gebunden und außerhalb der Zeit liegend scheint sich die von ihm komponierte Musik der Überschreitung ihrer Geburtsumstände zu widmen. Gegenwart und Vergangenheit, Orient und Okzident sind darin in einer Perspektive erfaßt, die diese Bestimmungen aufhebt oder sie ganz auflöst. Die polystilistischen Grenzgänge der Postmoderne verlieren ihr Moment der Provokation, aber ebenso ihre vorprogrammierte Langeweile. Manchmal tonal und manchmal atonal, sich der Anmut hingebend oder ihr widerstrebend, die Komplexität mit der Simplizität verknÜpfend scheint diese fÜr die 90er Jahre typische Musik zeitlos zu sein. Stark dem deutschen Musikethos verbunden wirkt sie, als hätte sie keinen Ursprungsort, weder im äußersten Okzident noch im Orient.
(Übers. v. Regina Jaekel)


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Répertoire, Nr. 123, April 1999 (Besprechung der CD von E. Lampson, symphPHONIE)

Der deutsche Komponist Elmar Lampson, kaum bekannt auf der französischsprachigen Rheinseite, komponiert, wenn man sich an dieser Orchesterwerken gewidmeten Monographie orientiert, eine außergewöhnliche spannungsreiche und kräftige Musik. Nicht daß es eine große Revolution bei ihm gäbe! Seine Werke sind eher tonal, an Darius, Milhaud, Sibelius oder Debussy (Traumlied) erinnernd, hier und dort einige sehr zeitgenössische Vorgehensweisen einbeziehend. Was vor allen Dingen hervorsticht, ist die hohe Könnerschaft, die Brillianz und die perfekte Beherrschung der Komposition. Dies sind die herausragenden Qualitäten in der Symphonie "Das Traumlied des Olaf Asteson", 1992 beendet und von norwegischer Volksdichtung inspiriert. Die fruchtigen und kräftigen Flöteninterventionen sowie das dÜstere Klavierecho verleihen dieser mit Konzentrationspunkten durchsetzten Komposition eine schwindelerregende Seite, die Bewunderung hervorruft. Im zweiten Teil dieser Bewegung wächst diese Bewunderung noch. Nach einer Folge von thematischen Entwicklungen, brÜsk vom Orchester unterbrochen oder mit dessen Klang verschmolzen, formt sich eine offen strukturierte Bewegung. Das einige Jahre später um den Zentralton D komponierte StÜck fÜr Klavier, Geige und Schlagzeug illustriert einen Gegensatz zwischen der europäischen klassisch-romantischen Musik einerseits, hier präsentiert durch das Klavier und die Streicher sowie andererseits der aus anderen Kontinenten stammenden Musik, evoziert durch javanesische Gongs, Tam-Tams, afrikanischen Tambours, Becken etc. Die GegenÜberstellung dieser beiden Pole, weit entfernt von einer "Schnickschnackwelt", mÜndet in einer Komposition, in der die Spiegeleffekte und die Korrespondenzen zu einem originären Werk mit einem kunstvollen Aufbau fÜhren.
Thierry Clermont
(Übers. v. Regina Jaekel)


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Die Welt, 6. Juli 1998 (Rezension der CD von E. Lampson, subsTANZ)

Aus Lampsons Labor: Töne als Natursubstanzen

Sie tönen, als wenn "die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte", bemerkte Goethe Über Werke Bachs, die ihm zu Gehör kamen. Obwohl der Hamburger Komponist Elmar Lampson bescheiden abwinken wÜrde: Irgendwie betrifft das Goethewort auch seine Musik. Der frisch gekÜrte Professor an der Universität Witten/Herdecke ist Anthroposoph durch und durch. Das bedeutet fÜr sein Komponieren: nicht einer abstrakten Vision hinterher zu laufen, sondern dem Erzähldrang und den Wachstumskräften einer klingenden Initiale Raum zu geben. Grundmaterial sind der Einzelton und seine natÜrliche Aura: die ihm innewohnenden Ober- und Untertöne, die Verhältnisse von Schwingungsfrequenz und Saitenlänge, das zyklische Prinzip der Quint-Verwandtschaft, der Wechselbezug von Raum und Zeit. Sie werden Ereignis in der "Suite der Substanzen", ausgefÜhrt vom Solistenensemble der Orchester-Akademie-Hamburg. Der Titel des StÜcks klingt nach Reagenzglas und Pipette. Um im Bild zu bleiben: Vom imaginären Glasstab tropft eine Natursubstanz (nämlich der Ton d) in diverse FlÜssigkeiten. Diese reagieren, es wallt und zischt, die Substanz verwandelt sich, erzeugt gar ihre eigene Antithese. Doch letztendlich bleibt sie unverloren. ll